Das Exposé - Dein Schlüssel zu einem Verlagsvertrag
Ein Exposé enthält alle wichtigen Daten zu deinem Sachbuch. Stichhaltig. Überzeugend. Es soll Interesse wecken. Neben Titel, Pitch, Umfang und Zielgruppe tritt hier, im Gegensatz zum Roman, deine Stellung als Experte*in in den Vordergrund. Das Inhaltsverzeichnis zeigt die Struktur und die Schwerpunkte deines Buches und ist deshalb ebenfalls besonders wichtig. Verlage haben meist ganz spezielle Wünsche zum Inhalt eines Exposés. Die angeforderten Informationen können stark variieren. Gibt es keine Vorgaben vom Verlag/Agenten, dann kannst du dich an den folgenden Punkten orientieren:
Titel/Arbeitstitel
Er sollte aussagekräftig sein, aber nicht unumstößlich feststehen. Verlage/Agenten wissen, was auf dem Markt Erfolg bringt. Das Wort Arbeitstitel zeigt dem Verleger/Agenten die Bereitschaft des Autors zur Änderung. Dies wiederum suggeriert, dass du kritikfähig und offen für weitere Änderungen bist.
Thema als Pitch
Überzeuge den Verleger/Agenten kurz und knackig in einem Satz von deinem Projekt. Mach ihn neugierig.
Inhaltsverzeichnis
Nachdem im Pitch bereits das Thema benannt wurde, muss nun der Inhalt so detailliert wie möglich vermittelt werden. Die Struktur eines Sachbuches und die Schwerpunkte lassen sich am besten an den Überschriften erkennen.
Es gibt zwei Möglichkeiten:
a) Du reichst das detaillierte Inhaltsverzeichnis ein, das auch im Sachbuch selbst stehen wird. Daraus sollte klar hervorgehen, worum es in dem Buch geht, welche Aspekte der Autor besonders beleuchtet, welche Schwerpunkte er setzt und wie seine Herangehensweise aussieht, welches Fazit er zieht, worin seine Hilfe besteht, welche Position er selbst bezieht usw. In dem Fall sollte das Inhaltsverzeichnis wirklich aussagekräftig sein. Es besteht aus den großen Kapitelüberschriften und weiteren Untergliederungen.
b) Ist der Text nur in grobe Kapitel aufgeteilt, so kann der Autor zu jeder Überschrift eine kurze Inhaltsangabe (1-3 Sätze) hinzufügen.
à Prüfe, welche Aussagen allein aus den Überschriften gezogen werden können und ob das reicht, um einen Verleger/Agenten zu überzeugen. Entscheide dich dann für eine Variante.
Geplanter Umfang
Normseiten und/oder Wörterzahl/Zeichenzahl
(auf den Wunsch des Verlags/der Agentur achten).
Aktueller Stand
der Bearbeitung (z. B.: fertig; bis Kapitel xy).
Zielgruppe
Für wen hast du dieses Buch geschrieben?
Welche Probleme haben die idealen Leser?
Beschreibe so genau wie möglich. Grenze ein.
Grobe Gruppierungen reichen nicht (Männer, Frauen, Mütter, Väter, Kinder).
Marktbeobachtung
Welche vergleichbaren Sachbücher gibt es?
Wie unterscheidet sich dein Buch davon?
Welchen neuen Wert, welche neuen Erkenntnisse bietet dein Buch?
Vermeide dabei aber unbedingt Superlative wie: Mein Buch ist das einzige auf dem Markt, das [...]. Das gab es vorher noch nie!
Erstens ist dies garantiert gelogen, denn mittlerweile gibt es Ratgeber zu beinahe jedem Thema, auch wenn es eine noch so kleine Nische behandelt. Zweitens klingen Superlative überheblich und lassen den Autor unsympathisch erscheinen. Wer möchte schon mit einem überheblichen Autor zusammenarbeiten?
Autorenname, evtl. Pseudonym
Kurzvita mit besonderem Schwerpunkt Expertise
Inwiefern bist du Fachmann*frau auf dem Gebiet?
Je nach Thema können dies Berufsabschlüsse, Qualifikationen, Lehrgänge, Selbststudium etc. sein. Aber auch das eigene Leben, verbunden mit den erworbenen Erfahrungen (z. B. Erziehung, Erkrankungen, Patchworkfamilie), kann Dich zum Experten machen.
Es kann sein, dass ein Autor auf den ersten Blick so gar nichts mit dem Thema zu tun hat, der Inhalt dennoch darauf schließen lässt, dass er gut recherchiert hat. Auch das kannst du durch ein paar Erklärungssätze gut begründen.
à Zeige, was dich zum Experten macht, aber vermeide Übertreibungen und lüge auf gar keinen Fall.
Dazu kannst du auch private Informationen zu deiner Person geben, die du für wichtig erachtest und preisgeben möchtest. Achte unbedingt auf Relevanz.
Kontaktdaten
Anschrift, Telefon, E-Mail
Homepage
Präsenz in sozialen Medien
Was kann ich selbst für die Vermarktung meines Buches tun?
Die Aufgabe eines Verlages besteht u. a. darin, dein Buch bekannt zu machen. Deine Unterstützung bietet natürlich einen Mehrwert, der nicht nur dir, sondern auch
dem Verlag höhere Verkaufszahlen verspricht. Deshalb stellen deine persönlichen Vermarktungsmöglichkeiten durchaus eine wichtige Information dar.
- Absatz in eigener Praxis
- eigene Website
- Facebook-Seite u. a. Profile in sozialen Medien
- YouTube Kanal
- Praxen/Geschäfte/Buchhandlungen etc., in denen du das Buch auslegen darfst
- eigener Shop
- (bestehendes/geplantes) E-Mail-Marketing, evtl. mit Abonnentenzahl
- Podcast etc.
- Deine Kontakte auf dem Gebiet können ebenfalls hilfreich sein. Die unterstreichen nicht nur dein Fachwissen, sondern zeigen auch die Vernetzung.
Die Leseprobe
Zum Exposé gehört meist auch eine Leseprobe. Die sollte sorgfältig überarbeitet sein. Der Umfang kann je nach Verlag/Agent variieren. Die Leseprobe beginnt stets mit dem Anfang des Textes. Springe nicht durch die Kapitel. Aber auch hier gilt: Ausnahmen bestätigen die Regel. Informieren dich, was der Verlag/Agent haben möchte.
- Ist dein Sachbuch rein wissenschaftlicher Natur, dann bleibe sachlich, halte dich an die Fakten (siehe wissenschaftlich schreiben).
- Möchtest du deine Leser fesseln und unterhalten? Dann zeige deinen individuellen Schreibstil, deinen Humor. (Nein, Schachtelsätze sollten trotzdem nicht zu deinem Schreibstil gehören.)
- Baue Spannung und Neugierde auf, z. B. durch besondere Vorfälle/Erlebnisse/Praxiserfahrungen.
- Zeige, dass dein Expertenstatus berechtigt ist, ohne inflationär Fremdwörter zu benutzen.
- Der Text sollte so wenige Fehler (Rechtschreibung, Grammatik, Zeichensetzung) wie möglich enthalten.
- Achte auf einen ununterbrochenen Lesefluss.
- Schreibe verständlich und mit einer Wortwahl, die deiner Zielgruppe entspricht (Standardsprache, Fachsprache, leichte Sprache). Der Leser kann dem Text ohne Unterbrechung folgen. Dementsprechend schreibst du flüssig, in einfachen Satzstrukturen und ohne Stolperfallen. Der Leser muss nicht erst überlegen, was du meinen könntest.
- Nicht nur bei einem Roman, sondern auch bei einem Sachbuch solltest du den Leser in den Text ziehen. Er muss sich von dir persönlich angesprochen fühlen. Schreibe spannend. Reiche ihm eine Hand. Biete ihm Möglichkeiten, sich selbst in dem wiederzufinden, was du schreibst.
- Manchmal kann es angemessen sein, sachlich zu bleiben. Prüfe aber auch, ob Witz und Charme funktionieren können. Selbst bei ernsten Themen kann dein Text durch Wortspiele/Worterfindungen/Anekdoten und andere Elemente aufgelockert werden.
Dein Buch sollte im Idealfall:
- spannend sein,
- Lust aufs Lesen wecken,
- packend sein,
- ein originelles Thema behandeln,
- Expertenwissen aufweisen,
- einen großen Mehrwert/eine Problemlösung bieten,
- humorvoll/witzig/unterhaltsam geschrieben sein.
Muss mein Manuskript beim Einreichen des Exposés fertig sein?
Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Sowohl fertige als auch halbfertige Manuskripte haben ihre Vor- und Nachteile. Manchmal macht der Verlag/Agent auch Angaben dazu.
Ein halbfertiges Manuskript bietet dem Verlag die Möglichkeit, noch in den Schreibprozess eingreifen zu können, beispielsweise über die weitere Schwerpunktsetzung. Das geht natürlich auch bei einem fertigen Manuskript. Nur hättest du als Autor in dem Fall schon viel Zeit in die Fertigstellung investiert, was natürlich frustrierend sein kann.
Ein fertiges Manuskript kann bei Zeitdruck gut sein, wenn der Verlag auch nicht viel eingreifen will. Doch wer weiß das schon vorher, wenn er den Verlag noch gar nicht kennt? Da bietet es sich an, einfach mal persönlich anzufragen. Positiver Nebeneffekt: Du machst dich bekannt und hast bereits einen persönlichen Ansprechpartner, der sich bestenfalls positiv an dich erinnern wird.
Da eine Antwort vom Verlag manchmal sogar Monate auf sich warten lässt, kann auch ein Exposé für ein noch nicht ganz fertig geschriebenes Sachbuch eingereicht werden. Du solltest dich aber darauf vorbereiten, dass die Zusage schon nach kurzer Zeit kommen könnte. Dann musst du bereit sein, so schnell wie möglich abzuliefern. Arbeite also gleich weiter am Text. Ganz wichtig: Teile den Stand der Ausarbeitung im Exposé mit.
Noch ein paar Tipps zum Schluss:
Zeige deine Offenheit gegenüber Kritik und Änderungen am Manuskript.
Dein Text sollte zwar möglichst wenige Rechtschreib- und Grammatikfehler enthalten und einen Schreibstil aufweisen, der keiner großen Korrekturen bedarf, muss aber nicht perfekt sein. Wichtig ist, dass du deine Bereitschaft zur gemeinsamen Verbesserung zeigst. Sonst ist die Zusammenarbeit mit dir möglicherweise für einen Verlag nicht attraktiv.
Zeige, dass du Experte bist, ohne arrogant zu wirken.
Lass ein paar Menschen lesen, bevor du dein Exposé und deine Leseprobe abschickst. Dabei geht es nicht nur um Tippfehler, sondern vielmehr um das Gesamterscheinungsbild. Kommst du als Autor*in sympathisch rüber? Möchte man mit dir zusammenarbeiten? Ergibt der Text ein abgerundetes Bild? Ist ein roter Faden erkennbar und verfolgst du den konsequent? Zu diesen Lesern sollten Laien genauso gehören wie Experten. Beide decken unterschiedliche Fehler auf. Ein Laie meldet zurück, ob der Text verständlich ist. Ein Kollege findet fachliche Fehler.
Prüfe: Habe ich da wirklich ein interessantes Thema, das vielleicht sogar eine kaum beleuchtete Nische bedient?
Wie groß ist meine Zielgruppe? Ist sie groß genug für einen attraktiven Buchabsatz?
Der letzte Tipp ist nicht weniger wichtig als die anderen vor ihm. Er klingt nach einer banalen Selbstverständlichkeit, wird aber so oft nicht beherzigt. Schneide dein Exposé auf jeden Verlag/jede Agentur persönlich zu. Keine 08/15 Anschreiben! Gehe auf die speziellen Wünsche zum Inhalt des Exposés ein. Nichts ist peinlicher, als eine falsche Anrede oder Adresse.