Wissenschaftliche Arbeiten erfordern wissenschaftliches Arbeiten. Logisch. Dafür gibt es einige Standards und Regeln. Eine davon besagt, dass der Verfasser den Text allein geschrieben haben muss. Er muss den Inhalt selbst recherchiert haben. Er muss selbst ausarbeiten und tippen.
Dafür benutzt er auch andere Quellen, die dementsprechend lückenlos angegeben werden müssen. Macht er dies nicht, so droht ein Plagiatsvorwurf. Und dies hat harte Konsequenzen. Eine wichtige Regel, die Studierende schon frühzeitig lernen und absolut beherzigen sollten.
Dieses Thema hatte ich vor einiger Zeit schon einmal aufgegriffen. Mir fällt aber immer noch auf, dass einige StudentInnen am liebsten verheimlichen wollen, dass sie korrigieren oder lektorieren lassen. Dabei sind Korrektorate und Lektorate durchaus erlaubt und seitens vieler DozentInnen etc. sogar erwünscht.
Doch wie verhält es sich, wenn ein Korrektorat und/oder Lektorat beauftragt wird?
Den meisten Studierenden dürfte klar sein, dass Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung einer Abschlussarbeit (ob nun Hausarbeit, Bachelor- oder Masterarbeit etc.) durchaus von einer anderen Person korrigiert werden dürfen. Das wird sogar dringend empfohlen.
Wovor viele Angst haben, ist jedoch ein Lektorat.
Es gibt Lektoren für viele verschiedene Bereiche. Belletristik, Sachtexte, Websites - und eben auch für wissenschaftliche Arbeiten.
Lektoren achten auf den Sprachstil. Sie entschachteln Sätze für einen besseren Lesefluss. Sie spüren Logikfehler auf. Und sie finden als Laie manchmal auch offengebliebene Fragen. Wenn erwünscht, achten sie auch auf die korrekten Quellenangaben. Das alles kann ein Autor selbst schnell aus dem Blick verlieren.
Wissenschaftslektoren kennen die scharfen Regeln für die Erstellung einer Abschlussarbeit. Und sie wissen auch von der Eigenständigkeitsverpflichtung. Lektoren schreiben niemals selbst den Text, wie es beispielsweise ein Ghostwriter tun würde. Sie unterbreiten nur Vorschläge. Es liegt im Ermessen des Autors, ob er diese annimmt. Der Autor hat also jederzeit eine Kontrollfunktion über seinen Text und muss Änderungen aktiv annehmen.
Schauen wir uns doch einmal an, wie Lektoren arbeiten.
Dazu habe ich einen kurzen Ausschnitt vorbereitet:
Der Lektor findet Grammatik-, Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler. Diese behebt er sofort im Text. Sie sind als Änderungen gekennzeichnet. Der Autor nimmt diese Art von Fehlern meist an, weil sie eindeutig sind.
Wortwiederholungen kommen auch häufig vor. Dann weist der Lektor darauf hin, dass ein Synonym gesucht werden sollte. Oder er hilft bei der Umstellung des Satzes, so dass das Wort nicht gebraucht wird.
Der Lektor findet Syntax-Fehler. Es kann z. B. vorkommen, dass ein Prädikat fehlt oder das Prädikat an der falschen Stelle steht. Der Lektor weist darauf hin, lässt in uneindeutigen Fällen den Autor selbst das passende Verb suchen, unterbreitet manchmal auch einen Vorschlag. Der Autor entscheidet, ob er annimmt oder ablehnt.
Ein Satz ist zu lang, zu verschachtelt. Auch hier unterbreitet der Lektor einen Änderungsvorschlag. Am Inhalt der Arbeit ändert das nichts. Die Eigenständigkeit bleibt erhalten, weil auch hier der Autor die Annahme selbst in der Hand hat.
Und wie ist es nun, wenn dem Lektor inhaltlich etwas auffällt? Wenn z. B. ein Abschnitt nicht logisch nachvollzogen werden kann, wenn Infos fehlen, wenn der rote Faden irgendwo verloren geht? Hier kennzeichnet der Lektor die Stelle lediglich. Der Autor muss selbst schauen, was an der Anmerkung dran ist und ob er noch einmal etwas an der Arbeit ändert. Auch hier bleibt die Verantwortung bei ihm allein. Der Lektor schreibt nicht für ihn an dem Text!
Mal als kleiner Denkanstoß: Dürften Lektoren keine Hinweise geben, dann dürften das auch Mentoren/Dozenten/Gutachter/Kommilitonen/Eltern/Geschwister/Freunde etc. nicht, die sich den Text während des Entstehungsprozesses zeigen lassen, oder?
Wer seine Datei vom Lektorat zurückbekommt, erhält also immer einen kunterbunten Text mit Änderungsvorschlägen und Kommentaren. Die Änderungen und Anmerkungen arbeitet der Autor selbst ein, nimmt an oder lehnt sie ab. Die meisten Lektoren korrigieren mit der Änderungsnachverfolgungsfunktion (was für ein schönes langes Wort) von Word.
Autoren bzw. Studierende behalten also immer die Verantwortung für ihre Abschlussarbeit. Sie schreiben sie immer noch selbstständig. Es bleibt der eigene Text und kann deshalb nicht als Betrugsversuch gewertet werden.
Wer sichergehen will, der kann seine Mentoren bzw. Gutachter gern fragen, ob ein Lektorat erlaubt ist. Die meisten werden sogar dazu raten.